Salzburger Ärzteführer 2022
SALZBURGER ÄRZTEführer 2022 26 27 Arthrosen sind schmerzhaft und redu- zieren die Lebensqualität deutlich. Sie entstehen, wenn der für Beweglichkeit und Dämpfung verantwortliche Knor- pel in den Gelenken abgebaut wird. Häufig handelt es sich um eine Abnut- zungserscheinung, von der Knie- und Hüftgelenk besonders betroffen sind. Waren konservative Behandlungs- maßnahmen wie Physiotherapie sowie Injektionen mit Cortison, Schmerzmit- tel und Hyaluronsäure ausgeschöpft, musste bisher operiert und ein künstli- ches Gelenk eingesetzt werden. Mittels Stammzellentherapie Operation verzögern Eine neue, weitgehend konservative Therapieoption hat sich nun als viel- versprechende Möglichkeit hervorge- tan, mit der die Operation für mehrere Jahre hinausgezögert werden kann: die Stammzellentherapie. Vorausset- zung für diesen Eingriff ist, dass das Gelenk nicht komplett abgenützt und noch eine gewisse Menge an Knor- pelmasse vorhanden ist. Entnommen werden die Stammzellen aus dem Bauchfett. Stammzellen „regenerieren“ Knorpel Als „Mütter“ unserer Zellen spielen Stammzellen in der Gewebsregenera- tion bzw. -stabilisierung eine zentrale Rolle. Die sogenannten mesenchyma- len Stammzellen sind sehr wand- lungsfähig. Sie besitzen die Fähigkeit, sich in das Gewebe ihrer Umgebung zu differenzieren, und können so etwa Knorpel „regenerieren“. Werden Stammzellen in das betroffene Gelenk eingebracht, löst sich ein Regenerati- onsprozess aus, der nach ein bis drei Monaten abgeschlossen ist. Weltweit wird diese Behandlung bereits seit mehreren Jahren durchgeführt, die vorliegenden Studienergebnisse sind sehr vielversprechend. Einstündige Behandlung mit lokaler Betäubung Im Regelfall ist nur eine Behandlung nötig, bei Bedarf kann das Proze- dere nach zwei bis drei Jahren wiederholt werden. Die Entnahme des Fettgewebes erfolgt in lokaler Betäubung. Dabei wird die benötigte Menge Bauchfett mit einer speziellen Kanüle abgesaugt. Danach trennt der Operateur den Fettanteil von den Stammzellen. Zusätzlich kommen aus Blutplasma gewonnene, ebenfalls körpereigene Wachstumsfaktoren zum Einsatz. Abschließend wird das Stammzellenkonzentrat in das be- troffene Gelenk gespritzt. Nach etwa einer Stunde ist die Behandlung abge- schlossen. Die Patienten erhalten ei- nen Kompressionsgurt um den Bauch und können bereits nach einer kurzen Ruhepause nach Hause gehen. Leichte Beanspruchung unter- stützt Heilungsprozess Wichtig ist, dass das Gelenk nach der Behandlung für etwa zwei Wochen geschont wird. Unterarmstützkrücken entlasten das beanspruchte Areal. Mit leichten Aktivitäten wie Fahr- radfahren kann je nach Schmerz- empfinden zeitnah begonnen wer- den – das ist sogar positiv für den Heilungsprozess. Denn die Reize, die diese körperliche Aktivität auf die eingebrachten Stammzellen ausübt, beschleunigen die Regeneration. Wesentlich ist auch, den eigenen Bewegungsablauf zu koordinieren, um einen weiteren Verschleiß des Knorpelgewebes zu verhindern. Deshalb empfiehlt sich ein enger Kontakt zur Physiotherapie mit the- rapeutischer Begleitung, etwa mittels Spiraldynamik, Beinachsentraining oder Ähnlichem. Gastautor Dr. Christian Lang Facharzt für Orthopädie und Traumatologie Bild: privat BILD: SN/ADOBE STOCK/Pixel-Shot Stammzellentherapie fürs Kniegelenk Bei der Arthrosebehandlung mit Stammzellen aus Fettgewebe werden die Stammzellen direkt in das von Arthrose betroffene Gelenk injiziert.
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