Salzburger Ärzteführer 2023

SALZBURGER ÄRZTEführer 2023 12 Ein wichtiger Teil der ärztlichen Tätig- keit ist das Ärzt*innen-Patient*innen- Gespräch. Es ist die Basis der Dia- gnosestellung und Behandlung. Durch ein umfangreiches Gespräch kann der/die Patient*in zu einem besseren Verständnis gelangen und in der Folge auch zu einer verbesserten Mitarbeit in der Behandlung. Es ist somit ein wesentlicher Bestandteil in der Arzt- Patient-Beziehung. Bereits Hippokrates wusste, dass Kör- per und Seele untrennbar miteinander verbunden sind. Immer wieder ist dieses Wissen jedoch in den Hinter- grund gerückt und der Mensch auf ein mechanistisch reduziertes Krankheits- verständnis eingeschränkt worden. Diese Reduktion wird jedoch dem Wesen des Menschen nicht gerecht. In der empirischen Studie von Wolf Langewitz et al. (2002) konnte nach- gewiesen werden, dass 8 von 10 der am häufigsten genannten Behand- lungsdefizite im Bereich der Kommuni- kation zwischen Pflegenden, Ärzt*in- nen und Patient*innen zu finden sind. Der/die Patient*in erwartet neben der Diagnostik und Therapie seines/ihres Leidens auch Beistand, sowohl in körperlichen als auch psychosozialen Belangen. Dies erst ermöglicht eine Vertrauensbildung in der Arzt-Patient- Beziehung, die eine umfassende Therapie möglich macht. Eine wesentliche Frage für den Arzt/die Ärztin ist nicht nur: „Was hat der/ die Patient*in?“, sondern auch: „Was braucht der/die Patient*in?“ Um die ganzheitliche ärztliche Sicht- weise zu vertiefen, wurden die Psy-Diplome der Österreichischen Ärztekammer gegründet. 1989 wurden die Psy-Diplome als postpromotionelle Fort- und Weiterbildungsmöglichkeit erstmals in Salzburg von OMR Dr. Wilfried Leeb ins Leben gerufen. Diese Diplome integrieren die verschiede- nen Ebenen des bio-psycho-sozialen Behandlungskonzepts. Sie wurden für Ärzt*innen aller Fachrichtungen erarbeitet und im Laufe der Jahre den Erfordernissen angepasst. In drei aufeinander aufbauenden Diplomen wird das Wissen und Können vermittelt, eine gelungene Arzt-Patient-Beziehung zu gestalten und ein auf den drei Säulen des bio- psycho-sozialen Konzepts beruhendes Behandlungskonzept zu erarbeiten. Im ersten Diplom, dem Psychosozi- alen Diplom (Psy 1), werden Fertig- keiten vermittelt, mit denen der Arzt/ die Ärztin den Menschen mit seinen biologischen, psychologischen und soziokulturellen Aspekten als Einheit versteht. Es stellt die Beziehung in den Mittelpunkt und damit die gelungene Kommunikation. Eine qualifizierte Ge- sprächsführung ist eine Basisvoraus- setzung für eine vertrauensvolle Bezie- hung. Erst das ermöglicht eine umfas- sende Diagnose und entsprechende Behandlung, die alle Bereiche des bio- psycho-sozialen Modells betrifft. Psy-Diplome Was haben Patient*innen von den Psy-Diplomen ihrer Ärzt*innen? Bild: SN/ADOBE STOCK/GOODLUZ

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