Salzburger Ärzteführer 2023
13 Das zweite Diplom, das Psychoso- matische Diplom (Psy 2), stellt den einzelnen Menschen mit seinen Erkran- kungen in den Mittelpunkt, bei denen das Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche einschließlich seiner sozialen Umgebung im Zentrum steht. Der wesentliche Grundgedanke ist das gegenseitige Wechselspiel zwischen organischen, psychischen und sozialen Faktoren. Es werden die psychischen Fähigkeiten und Reaktionsweisen von Menschen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit in ihrer Eigenart und Verflechtung mit körperlichen Vorgän- gen und sozialen Lebensbedingungen betrachtet. Ihre Aufgabe ist dabei die Erkennung, Behandlung (soma- totherapeutisch, psychosomatisch- medizinisch und psychotherapeutisch), Vorbeugung und Rehabilitation dieser Leiden. Nach einer Definition von Weiss & English ist Psychosomatik eine Forderung, nicht etwa dem Körperli- chen weniger, sondern dem Seelischen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist eine Sichtweise, die ganzheit- lich ist und die der Medizin als solches zugrunde liegt. Das dritte Diplom, das Psychothera- peutische Diplom (Psy 3), umfasst die Erkennung, die psychotherapeuti- sche Behandlung, die Prävention und die Rehabilitation von Krankheiten. Dieses Modul baut auf der ärztlichen Identität auf und ist in den ärztlichen Kontext eingebettet. Das heißt, auf dem ärztlichen Erfahrungskontext basierend geschieht die Therapiepla- nung, Durchführung und Behandlung verschiedenster Erkrankungen mithilfe von psychotherapeutischen Methoden. Gesetzlich ist dieses Diplom der Ausbil- dung nach dem Psychotherapiegesetz gleichgestellt. Die gesamte Medizin eröffnet Mög- lichkeiten für das Sprechen sowohl über objektive als auch über subjek- tive Tatsachen. Nach Wolf Langewitz (2019) kann man objektive Tatsachen mit ziemlicher Sicherheit feststellen, subjektive Tatsachen muss man sich erzählen lassen. Über Laborwerte oder Daten der Krankheitsgeschichte kann eine Patientin oder ein Patient im Stil eines Rapports berichten, über die momentane Befindlichkeit eher in Form eines Narrativs, einer ad hoc entwickel- ten Erzählung. Damit Patient*innen ihren Ärzt*innen ihre Geschichten erzählen, müssen sie sich eingeladen fühlen. Sie sollten wissen, wie viel Zeit der Arzt/die Ärztin hat und ob er/sie bereit ist, sich „mein Narrativ“ anzuhö- ren. Wie wir alle wissen, ist es müh- sam, jemandem eine Geschichte zu erzählen, der ständig mit Nachfragen unterbricht, dann reißt der Erzählfaden und man belässt es bei nichtssagen- den Feststellungen. Von daher ist eine einladende professionelle Kommunika- tion eine unersetzliche Kernkompetenz von Ärzt*innen, die ihre Aufmerksam- keit für Narrative als Kommunikations- form subjektiver Tatsachen öffnen wollen. Den Arzt/die Ärztin in Ihrer Nähe mit Diplomausbildung in Psychosozi- aler, Psychosomatischer oder Psychothera- peutischer Medizin finden Sie im persön- lichen Gespräch mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin, digital auf der Homepage der Salzburger Ärztekammer. Gastautorin Dr. Erika Trinka Referentin für Psychosomatische Medizin der Ärtzekammer für Salzburg Gastautor Mag. Dr. Albert Wörtl Psy-Referatsleiter und Referent für Psychotherapeutische Medizin der Ärtzekammer für Salzburg Gastautorin Dr. Ulrike Altendorfer-Kling Referentin für Psychosoziale Medizin der Ärztekammer für Salzburg Bild: ÄRZTEKAMMER Bild: ÄRZTEKAMMER
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