Salzburger Ärzteführer 2023
SALZBURGER ÄRZTEführer 2023 14 Als akute Krankheitsphase werden die ersten drei bis vier Wochen nach Symptombeginn angesehen. Nach durchgemachter Infektion zeigen Menschen oftmals Schwierigkeiten, ihre tägliche Routine zu meistern bzw. ihren täglichen Aktivitäten nachzu- gehen. Etwa 10 bis 20 Prozent der Covid-Patienten sind von Langzeit- symptomen von mehr als 12 Wochen betroffen. Die Diagnose des Post-Covid-Syn- droms ist oftmals erschwert aufgrund: • der unterschiedlich langen Rekon- valeszenz nach akuter Infektion • symptomloser, ungetesteter Personen • falsch negativ Getesteter (zu früh oder zu spät erfolgter Test) • einer unterschiedlichen Immun- antwort, die eine retrospektive Diagnose erschwert Prädisponierende Faktoren für die Entwicklung eines Post-Covid-Syndroms An einem Post-Covid-Syndrom er- kranken häufiger 30- bis 50-Jährige, Asthmatiker, Bluthochdruckpatienten, Diabetiker, Übergewichtige, Frauen sowie Menschen mit psychischen Leiden. Weitere Risikofaktoren sind das Vorhandensein von mehr als 5 Symptomen bzw. das Auftreten von Komplikationen während der akuten Infektionsphase sowie eine längere Hospitalisierung. Pathophysiologie Über die biologischen Mechanismen der Covid-19-Folgen können bislang nur Mutmaßungen angestellt werden. Mögliche Gründe können aufgetretene Organschädigungen, eine chronische Entzündung, die individuelle Immun- antwort oder eine persistierende Virenlast sein. Für das Auftreten der Fatigue-Symptomatik wird das Vor- handensein von chronischem oxidati- ven (Bildung freier Radikale) oder ni- trosativem Stress (übermäßige Bildung von Stickoxid und seiner Metaboliten) verantwortlich gemacht. Mögliche neuropsychiatrische Symptome Der Anteil der Covid-19-Patienten mit neuropsychiatrischen Symptomen wird auf 25 bis 56 Prozent geschätzt. Die postakuten Covid-19-Symptome können Komplikationen wie Schlag- anfälle, Thrombosen, Neuropathien oder Autoimmunerkrankungen bein- halten. Die häufigste Post-Covid- Symptomatik jedoch ist das Fatigue- Syndrom, einhergehend mit chro- nischer Erschöpfung und starker Müdigkeit. Eine Verstärkung der Beschwerden wird nach geringer körperlicher oder geistiger Belastung beobachtet, die mehrere Tage anhalten kann. Beim Post-Covid-Syndrom kann es auch zu migräneartigen Kopf- schmerzen kommen, die therapie- refraktär sein können, sowie zu Schlafstörungen oder Schlafzyklus- störungen (fehlender erholsamer Schlaf). Auch Angststörungen oder Depressionen können als psychia- trische Symptome auftreten. Neben Geschmacks- und Geruchsstörungen gibt es auch kognitive Störungen mit Benommenheit, Konzentrations- störungen, Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen und Störungen der Exekutivfunktionen. Bei der SARS-CoV-2-Infektion handelt es sich um eine weltweite Pandemie, die alle Organsysteme betreffen kann, wobei respiratorische Symptome im Vordergrund stehen. Post-Covid-Syndrom
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