Salzburger Ärzteführer 2023

SALZBURGER ÄRZTEführer 2023 16 Mehrere Gelenke sind am System Wirbelsäule – Becken – Hüfte beteiligt und nur eine gute Funktionalität jedes einzelnen Gelenks führt zu langfristiger Beschwerdefreiheit. Umgekehrterweise kann das System in seinem Ganzen zusammenbrechen, wenn ein beteiligtes Gelenk nicht mehr gut funktioniert und schmerzt. Dies kann zu Dauerschäden verbunden mit anhaltenden Schmerzen und Funkti- onseinschränkungen führen. Aufgrund der Komplexität ist es aber auch nicht verwunderlich, dass die Unterscheidung zwischen Hüft- und Kreuzschmerzen oft gar nicht so einfach ist. Nicht immer kommen die Schmerzen klar von der Wirbelsäule oder klar von der Hüfte. Neben einer genauen Anamnese über die mögli- chen Ursachen, die Dauer und die Art der Beschwerden ist eine ausführliche körperliche Untersuchung notwendig. Gerade in der Frühphase von Abnut- zungserscheinungen kann sehr gut gegengesteuert werden, weshalb eine frühzeitige Abklärung und Therapie- beginn sinnvoll sind. Bei einer Arthrose (Abnutzung) der Hüfte bestehen in der Frühphase typische Schmerzen im Bereich der Leiste, beginnend mit Anlaufschmer- zen nach dem Aufstehen und Be- wegungsschmerzen. Erst in weiterer Folge, nach Monaten oder auch erst nach Jahren, kommt es zu zuneh- menden Nacht- und Ruheschmerzen um das Hüftgelenk. Kann man in der Frühphase noch mit Physiothe- rapie sowie Eigenblutinjektionen die Arthrosebeschwerden stark mildern und eine Operation hinauszögern, so ist in einem fortgeschrittenen Stadi- um nur noch die Implantation eines neuen Kunstgelenks möglich! Der Zeitpunkt der Operation ist individuell mit den Patientinnen und Patienten gemeinsam festzulegen und ab- hängig von den Beschwerden, der Lebenssituation und dem Verlust der Lebensqualität. Das neue Gelenk wird in einem muskelschonenden Verfah- ren mit modernster OP-Technik und Materialien implantiert und der Eingriff dauert zumeist nicht viel länger als 45 Minuten. Bei fortgeschrittener Abnutzung der Hüftgelenke kommt es auch zu einer deutlichen Bewegungseinschränkung. Die dabei fehlende Rotationskom- ponente in den Hüftgelenken wirkt sich negativ auf die Wirbelsäule aus. Schmerzen im unteren WS-Bereich und zunehmende Abnützungen mit Bandscheibenproblemen sind die Folge. Durch eine erfolgreiche Hüft- operation und den Wiedergewinn der Beweglichkeit bessern sich zumeist auch wieder die Beschwerden in der Wirbelsäule. Nicht immer ist es das Hüftgelenk di- rekt, das die Beschwerden verursacht. Oft zwickt „nur“ ein Schleimbeutel im Bereich der Sehnenansätze am großen Rollhöcker, dem Knochen an der Oberschenkelaußenseite nahe der Hüfte. Stoßwellentherapien, lokale Infil- trationen mit Cortison oder Eigenblut- Wirbelsäule – Becken – Hüfte: Ein sensibles System Das Becken als Körpermittelpunkt ist die Verbindung zwischen dem Oberkörper und den unteren Extremitäten und bildet mit der Wirbelsäule eine sensible funktionelle Einheit.

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