Salzburger Ärzteführer 2024
SALZBURGER ÄRZTEführer 2024 12 13 dieser gleichzeitig digitalisiert und im Leistungsumfang erweitert werden. Ich hoffe, dass die hohe Qualität mit dieser Umstellung erhalten bleibt und dass Übersichtlichkeit, Praktika- bilität, (Daten-)Sicherheit und auch der gewisse Charme nicht verloren gehen. Ich wünsche mir, dass künftig sämtliche Untersuchungen in der Schwangerschaft einen fixen Ultra- schall beinhalten und dass auch der medizinische Fortschritt allumfassend eingearbeitet wird. Es ist wahnsinnig schwer, etwas sehr Gutes noch bes- ser zu machen – und darin besteht in dieser Umstellung die größte Gefahr. Als Frauenarzt kenne ich vermutlich alle Varianten der vielen Einbände, oft aus Leder oder Stoff, welche von den werdenden Eltern bisher mit aller Liebe und großem Stolz zum Schutz dieses fast schon ehrwürdigen Passes verwendet wurden. Diese Einbände werden hoffentlich der einzige Verlust bleiben. Gastautor Dr. Sebastian Pagitsch Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe „Vorsorgen spart Geld und macht uns alle gesünder“ Einige Länder haben dieses Prinzip bereits lange verstanden und bauen die Vorsorgemedizin immer weiter aus. Denn verhinderbare gesundheitliche Probleme zu bekämpfen ist – auch wenn relativ aufwendig – schluss- endlich wesentlich kostengünstiger, als diese Probleme dann hinterher zu lösen. Gleichzeitig erspart es uns viel Leid und wir leben länger und gesünder. In Österreich haben wir hier in der Medizin allgemein leider noch einen großen Aufholbedarf. Es bedarf nämlich eines gewissen politischen Weitblicks und einer persönlichen Disziplin von uns allen, wenn wie bei jedem Vorsorgeplan zuerst der höhere Preis und medizinische Aufwand investiert werden soll, um später die Rendite zu kassieren. Wir lassen uns die Gesundheit zwar prinzipiell schon sehr viel Geld kosten, daher leben wir sehr lange – aber mangels ausrei- chender Vorsorge nicht sehr lange ge- sund. Wenigstens am Anfang unseres Lebens sind wir Musterschüler. Denn das wohl beste Beispiel, wie Vorsor- gemedizin perfekt eingesetzt wer- den sollte, ist der Mutter-Kind-Pass. Mit der Einführung vor Jahrzehnten zeigte sich ganz deutlich ein massiver Rückgang der Sterblichkeitsraten von Müttern und Kindern und obendrein war die erreichte Gesundheit höher. Der medizinische Fortschritt (in der Gynäkologie vor allem die rasante technische Weiterentwicklung des Ultraschalls) hat gemeinsam mit diesem mächtigen Vorsorgewerkzeug dazu geführt, dass Schwangerschaft und Geburt heutzutage nur noch selten Sorgenfalten bereiten. Leider, und das muss auch gesagt wer- den, funktioniert das unter anderem deshalb so gut, weil die Mutter-Kind- Pass-Untersuchungen verpflichtend sind. Wenn einzelne Untersuchungen verabsäumt werden, riskiert man die Kürzung des Kindebetreuungsgel- des. Eine generelle Verpflichtung zur gesundheitlichen Vorsorge ist meiner Meinung nach zwar dennoch abzu- lehnen, aber Sie als Leserin und Leser dieser Zeilen kann ich vielleicht dazu motivieren, kurz zu überlegen, welche der möglichen Vorsorgeuntersuchun- gen (z. B. Gesundenuntersuchung) Sie schon länger nicht mehr oder vielleicht noch nie wahrgenommen haben. Während der Schwangerschaft sind fünf Mutter-Kind-Pass-Untersu- chungen, drei davon mit Ultraschall, vorgesehen. Dabei wird der Schwan- gerschaftsverlauf in all seinen Facetten dokumentiert und gibt den Beteiligten, also Eltern, Hebammen, Ärztinnen und Ärzten sowie Ordinationsassistentin- nen und -assistenten, einen Leitfaden, Überblick und Sicherheit. Dadurch kann die Gefahr des Verabsäumens wichtiger Untersuchungen auf ein Minimum reduziert werden. Mit der Geburt, die ebenso ausführlich im Mutter-Kind-Pass dokumentiert wird, übernehmen die Kinderärztinnen und Kinderärzte und komplettieren in ein und demselben Dokument den weiteren gesundheitlichen Verlauf des heranwachsenden jungen Menschen. Der Mutter-Kind-Pass wird künftig Eltern-Kind-Pass heißen. Damit soll Bild: ÄRZTEKAMMER
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