Salzburger Ärzteführer 2024

SALZBURGER ÄRZTEführer 2024 22 23 Bild: SN/ADOBE STOCK/GEORGII Bezüglich der Operationen an Schild- drüse und Nebenschilddrüse war es an dieser Abteilung erstmals möglich, einen minimalinvasiven Zugang über die Unterlippe zu etablieren. Über lediglich einen ca. 2 cm kurzen, rasch verheilenden und von außen nicht sichtbaren Schnitt kann eine sichere und schonende Entfernung von krank- haften Knoten an diesen Halsorganen durchgeführt werden. Diese und andere zusätzliche technische Neu- erungen verhelfen darüber hinaus zu einem besseren Schutz vor ungewoll- ten Beeinträchtigungen an wichtigen umgebenden Nerven und Organen. Solche technischen Meilensteine werden flankiert von einer umfassen- den Vorbereitung und Nachbetreuung der Patientinnen und Patienten durch ein etabliertes und wissenschaftlich belegtes Regelwerk an Maßnahmen, welche positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf ausüben. Unter dem Begriff „Enhanced Recovery After Surgery“ kennt man Einflussfakto- ren, die vor, während und nach der Operation ansetzen, um das Risiko für Komplikationen zu verringern, und den Krankenhausaufenthalt signifikant verkürzen. In dieses Regelwerk sind Experten der Inneren Medizin, Anäs- thesie, Chirurgie, Physiotherapie und Ernährungsmedizin eingebunden, um eine optimale Betreuung der Patien- tinnen und Patienten am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg zu gewährleisten. Gastautor Prim. Prof. h. c. Univ.-Doz. Dr. Helmut G. Weiss, MSc, F.E.B.S. Abteilungsleiter Allgemeinchirurgie Bild: PRIVAT 1902 gilt als die Geburtsstunde der minimalinvasiven, laparoskopischen (Schlüsselloch-)Chirurgie mit Ver- wendung einer etwa 1 cm dicken Stabkamera und dem Einbringen der Operationsinstrumente durch die sonst geschlossene Bauchdecke. Seit damals arbeitet man intensiv daran, immer schwierigere Operationen in der Bauchhöhle oder im Brustkorb statt über einen großen Schnitt lediglich über mehrere kurze Instrumentenzu- gänge durchführen zu können, weil dadurch der Heilungsverlauf deutlich verbessert werden kann. Vor 15 Jah- ren wurden in Österreich, insbesonde- re am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg, nach intensiver Vorbereitung erstmals klassisch-chir- urgische Eingriffe laparoskopisch über einen einzigen kurzen (Schlüsselloch-) Schnitt durchgeführt – so begann diese Erfolgsgeschichte. Heute zählt die Abteilung für Chirurgie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg zu den weltweit führenden Zentren in der Anwendung von „Single-Port-Operationen“, wie sie im Fachjargon bezeichnet werden. Über einen einzigen, meist nicht sicht- baren winzigen Schnitt von weniger als 2 cm Länge (z. B. in der Nabelgru- be oder der Bikinilinie) wurden hier bei uns im Krankenhaus bislang mehr als 8000 teils hochkomplexe Operationen bei Erkrankungen von Magen, Darm, Leber, Galle oder Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Spezielles Wissen und hohe technische Fertigkeiten sind notwendig, um bösartige Tumoren oder krankhafte Organabschnitte leit- liniengerecht über diesen Minizugang zu entfernen oder eine vorgeschädigte Bauchdecke wieder zu reparieren. Der Nutzen dieser Methode liegt in einer reduzierten Schmerzempfindung nach dem Eingriff, rascheren Rekon- valeszenz und auch in der Vermeidung einer unansehnlichen oder problem- behafteten Narbe im Vergleich zu herkömmlichen Operationen. Durch konsequentes Arbeiten an medizinischer Verbesserung wurde die Single-Port-Chirurgie am Kran- kenhaus der Barmherzigen Brüder mit innovativen Methoden der flexiblen Endoskopie und Robotik kombiniert. Beispielhaft zählen die schonende chirurgische Behandlung von krank- haftem Übergewicht oder aber die narbenfreien Operationen an Schild- drüse und Nebenschilddrüse – neben der großen Tumorchirurgie – auch international zu den neuesten chirurgi- schen Entwicklungen am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg. Erstmals werden an der Abteilung für Chirurgie während verschiede- ner Operationen gegen krankhaftes Übergewicht spezielle Messungen am Verdauungstrakt durchgeführt, anhand derer eine individuelle Einstellung von chirurgischen Nähten und Optimierun- gen am Verdauungstrakt möglich sind. Das steigert die chirurgische Präzision und nimmt positiven Einfluss auf die Erfolgsrate solcher gewichtsreduzie- renden Eingriffe. So schonend darf moderne Chirurgie sein! Seit 1846, dem erstmaligen Einsatz der Narkose, ist es möglich, Operationen ohne Schmerz für den Patienten und Zeitdruck für den Operateur durchzuführen.

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