Salzburger Ärzteführer 2025
21 erleidet beispielsweise etwa ein Viertel aller Männer im Laufe des Lebens einen Leistenbruch; circa ein Fünftel aller Patienten, die bei einer Operation einen Bauchschnitt erhalten, ent- wickelt später einen Narbenbruch, also eine Narbenhernie. Symptome einer Hernie und mögliche Komplikationen Zuerst einmal ist oft direkt eine grö- ßere Gewebeauswölbung ersichtlich, hinzu treten gerade auch bei Belas- tung stark ziehende oder stechende Schmerzen an der betroffenen Stelle oder mit Ausstrahlung z. B. bei Leis- tenbrüchen in die Hoden. In einigen Fällen können dabei Eingeweide nicht nur aus dem Bauchraum austreten, sondern dabei zudem auch abge- klemmt werden; beim Darm kann sich so etwas aufgrund der dadurch bedingten Durchblutungsstörung zum akuten Notfall entwickeln, der eine umgehende Operation notwendig macht. Diagnostik und mögliche Therapieformen Hernien werden insbesondere durch die Anamnese, die körperliche Unter- suchung sowie bildgebende Verfahren wie Ultraschall und CT diagnosti- ziert. Ist der Darm „eingeklemmt“, spricht man von einer Inkarzeration; hier ist große Eile geboten, da sonst ein Darmverschluss und sogar das Absterben des Gewebes aufgrund der fehlenden Durchblutung drohen. In der Regel ist somit ein sofortiger chirurgischer Eingriff notwendig. Aber auch im Notfall sind minimalinvasive Techniken sicher durchführbar, wobei primär die Versorgung des durchblu- tungsgestörten Darms im Vorder- grund steht und der Gewebebruch ggfs. erst in einer zweiten Operation versorgt wird. Bei geplanten Operatio- nen kann je nach Größe und Zustand der Hernie entweder eine Naht gesetzt oder ein Kunststoffnetz zur Stabilisie- rung implantiert werden. Unbehandelt kann der Bruch im Verlauf größer werden und zudem schmerzhaftere Beschwerden verursachen. Minimalinvasive Hernienchirurgie Möglichst schonende Operationen sind die sogenannten minimalinva- siven Eingriffe, auch als Schlüssel- lochchirurgie bezeichnet. Hier wird die Naht oder die Implantation der Netze durch kleinste Einschnitte in Haut und Gewebe vorgenommen. Ein kleiner Schlauch mit einer winzigen Kamera (Laparoskop) ermöglicht dem Chirurgen, die Operation präzise durchzuführen, ohne einen größeren Schnitt vornehmen zu müssen. Dabei ist das Verfahren nicht nur beson- ders schonend für den Patienten und vermeidet größere, schmerzhafte Wunden und Narben, es erhöht bei bestimmten Hernien auch spürbar die Nachhaltigkeit des Operationserfolgs. Grundsätzlich versucht man in der modernen Hernien-Chirurgie anhand patientenbezogener Faktoren, das optimale Verfahren auszuwählen, auch um die Patienten nach der Operation zügig zu mobilisieren. Prognose für Rezidive Moderne minimalinvasive Operationen, gegebenenfalls mit dem Einsatz von Kunststoffnetzen als Stabilisatoren an der Bruchstelle, verringern nachhaltig das Risiko, erneut an einer Hernie zu erkranken. So liegt dieses je nach Hernien-Art bei circa 1 bis 15 Prozent, dass es nach einem operativen Eingriff später erneut zu einem Gewebebruch kommen kann. Und dieses Restrisiko liegt unter anderem an den genannten Risikofaktoren. Sicher ist jedenfalls, dass bei einem erneuten Auftreten einer Hernie je nach Beschwerdebild erneut ein gezielter Behandlungsbe- darf gegeben ist. Gastautor PD Dr. med. habil. Reiko Wießner Primar der Allgemein- und Viszeral- chirurgie am Kardinal Schwarzenberg Klinikum, Schwarzach Bild: KSK/JELINEK
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